Von Robert Appel
Ihr kennt bestimmt die drei Thesen für den Motorrad-Rennsport:
1. Töff-Rennfahrer müssen junge, unerschrockene und draufgängerische Typen sein;
2. ein privates, kleines Rennteam hat heutzutage keine Chancen mehr, und
3. nur Werksmaschinen grosser und bekannter Marken haben heute noch eine Chance.
Aber hallo – alle drei Aussagen sind falsch! Denn an unserem Monatshock am 12. Mai hatten wir Gelegenheit, das SRT#42 Swiss Racing Team Classic kennen zu lernen. Ein spannender Abend!
Zur These 1: Die führenden Köpfe dieses Teams – also das gesamte Team! – bestehen aus den 3 Persönlichkeiten Andy Ruch, Niggi Schmassmann und Hansruedi Regenass. Andy ist der der Teamchef und Manager und Chefmechaniker – Mädchen für alles. Niggi und Hansruedi sind die gefühlvollen Test- und knallharten Rennfahrer. Aber alle diese drei Messieurs gehören nicht mehr zur Kategorie der jungen und frechen Rookies, die auf den Pisten und in den Nightclubs konstant für Schlagzeilen sorgen.
Zur These 2: Das das SRT#42 Swiss Racing Team Classic ist die Verkörperung eines kleinen und idealistischen Rennteams, welches den Grossteil ihrer Freizeit in Wohnwagen, den Rennstrecken-Boxen oder schraubend unter dem Töff liegend verbringen. Mit einem steten Blick auf ihr schmales Budget, welches sie hauptsächlich privat und mit eher schmalen Sponsoring-Beiträgen immer wieder füllen müssen. Allerdings (achtung: Werbung!): es gibt auch Sponsoring-Möglichkeiten über ihren Verein.
Zur These 3: Schon mal was gehört von der Marke Motoplast? Das sind die Motorrad-Rahmen, die Andy Ruch aufgegabelt und so überarbeitet hat, dass sie für die verschiedensten Motortypen die ideale Kombination für Rennmaschinen bilden. Und mit denen äusserst schnell gefahren werden kann. Hansruedi Regenass, einer der beiden Fahrer, ist des Lobes voll von deren Qualität: im Grenzbereich mögen sie mal vibrieren und ruckeln, aber sie brechen praktisch nicht aus. Eine unglaubliche Strassenlage! Die onboard-Filme, die sie uns gezeigt haben, hinterlassen bleibende Eindrücke, die bei unsereinem nur in Albträumen vorkommen!
Das SRT-Team konzentriert sich auf die European Endurance Cup-Rennreihe. Das Englische Wort „Endurance“ steht für „Ausdauer“, und bedeutet für diese Rennserie konkret: Le Mans Startprozeduren, 24 Stunden-Rennen, die den Fahrern alles abverlangen. Rennen auf den verschiedensten, teilweise unbekannten Strecken mit leicht reduzierten Sicherheits-Standards. Und dazwischen: Warten der Maschinen in der privaten Garage von Andy Ruch, modifizieren und pröbeln an Details… Die drei (und ihre Familien) brauchen das – es muss immer etwas laufen. Ausdauer eben, und nichts für Couch-Potatoes!
Das Team ist sehr erfolgreich unterwegs, wie ihre Erfolgsliste zeigt: 2023/2024 jeweils Zweiter im European Endurance Vice Champion open. Mit Ausnahme eines schweren Unfalles von Niggi Schmassmann im 2024, von welchem er sich ziemlich gut erholt hat, fährt das Team erstaunlich zwischenfallslos. Möge das so bleiben, denn gerne verfolgen wir die Rennen mit den drei Gentlemen noch lange!
P.S.: Leider hat das Team keine vernünftige Website, sondern nur einen Facebook-Eintrag!